Die passende Behandlung finden

So vielschichtig, wie die Ursachen einer anhaltend beeinträchtigten Erektion sein können, so unterschiedlich sind die Behandlungsmöglichkeiten. Nicht für jeden sind Medikamente gleich gut geeignet. Gemeinsam mit Ihrem Arzt und Ihrem Partner werden Sie aber in den meisten Fällen eine für Sie passende Therapie finden.

In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Behandlungsmöglichkeiten der erektilen Dysfunktion deutlich erweitert. Für die Entscheidung, welche Therapie für Sie die Richtige ist, sollten Sie sich aber gemeinsam mit Ihrem Arzt und Ihrem Partner Zeit nehmen. Möglicherweise müssen Sie in Absprache mit Ihrem Arzt auch verschiedene Möglichkeiten ausprobieren, um die für Sie geeignete Behandlung zu finden. Auch sollten Sie gegebenenfalls vorhandene Begleiterkrankungen behandeln lassen oder Ursachen, die Sie selbst beeinflussen können, verändern (z.B. Rauchstopp, Alkoholkonsum verringern, usw.).

In drei Stufen zur vollen Erektion

Die Behandlungsmöglichkeiten der erektilen Dysfunktion werden von der Weltgesundheitsorganisation WHO in drei Stufen eingeteilt.

  • Stufe 1: Sexualtherapie, Hormonbehandlung und medikamentöse Therapie mit Tabletten.

  • Stufe 2: lokale Therapie, also die Anwendung direkt am Ort des Geschehens, entweder mit Wirkstoffen oder mit Vakuum-Systemen.

  • Stufe 3: Einsetzen von Schwellkörperimplantaten als stärker eingreifende, letzte Behandlungsmöglichkeit.

Sexualtherapie mit dem Partner

Auch wenn der erektilen Dysfunktion häufig zumindest teilweise organische Ursachen zugrunde liegen – die Erfahrung des gefühlten Versagens und die Angst vor immer neuen frustrierenden Erlebnissen macht es trotzdem manchmal nötig, sich auch seelisch Verstärkung zu holen. Manchmal ist die Sexualtherapie der wesentliche und wichtigste Schritt, um die inneren Blockaden zu überwinden.

In der Sexualtherapie können gemeinsam mit einem geschulten Therapeuten und Ihrem Partner Versagensängste abgebaut und zwischen Ihnen und Ihrem Partner stehende Themen angesprochen werden. Sie können miteinander Übungen vereinbaren, die helfen, den Leistungsdruck zu verringern und eine entspannte Form der körperlichen Liebe wiederzufinden.

Hormonbehandlung

Mit zunehmendem Alter lässt die Produktion des männlichen Testosterons langsam nach – ein ganz normaler Prozess. Im Einzelfall kann dies eine Ursache für die Beeinträchtigung des Erektionsmechanismus sein. In diesen Fällen kommt eine Testosteron-Ersatztherapie in Frage, die es als Tablette, Pflaster oder Spritze unter die Haut oder in den Muskel gibt.

Allerdings sollten Sie mit ihrem Arzt in Ruhe die Vor- und Nachteile einer solchen Therapie besprechen. So muss vor der Behandlung ein Prostatakrebs sicher ausgeschlossen sein, da dieser unter der Hormongabe fortschreiten könnte. Voraussetzung der Testosterontherapie ist daher die Untersuchung der Prostata durch den Enddarm und die Bestimmung des Werts des prostataspezifischen Antigens (PSA) im Blut. Diese Untersuchungen sollten während der Hormontherapie jedes halbe Jahr wiederholt werden.

Medikamentöse Therapie

Jeder Mann mit Erektionsstörungen denkt wahrscheinlich als erstes an die seit einigen Jahren zur Verfügung stehenden Tabletten, die nach der Einnahme in relativ kurzer Zeit zu einer über mehrere Stunden anhaltenden Erektion führen können. 

Dabei handelt es sich um sogenannte Phosphodiesterase-5-Hemmer, kurz PDE5-Hemmer, von denen derzeit mehrere Wirkstoffe auf dem deutschen Markt erhältlich sind (u.a. Sildenafil, Vardenafil und Tadalafil). Ihre Wirksamkeit scheint insgesamt vergleichbar gut zu sein – je nach Ursache der Erektionsprobleme erreicht jeder zweite Betroffene wieder eine für den befriedigenden Geschlechtsverkehr ausreichende Erektion. Unterschiede in der Zeit bis zum Wirkeintritt und bis zum Nachlassen der Wirkung könnten aber für Ihre Wahl des bevorzugten Präparats von Bedeutung sein. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über diese Unterschiede. 

Die Wirkung tritt je nach Wirkstoff nach 40 bis 120 Minuten ein. Eine Erektion entsteht aber auch dann erst nach sexueller Stimulation. Wer beim ersten Versuch noch nicht überzeugt ist, sollte es weiter probieren. Oft stehen erst einmal Versagensängste und Erfolgsdruck einem befriedigenden Geschlechtsverkehr im Wege, die abgebaut werden müssen. Nach sechs erfolglosen Versuchen sollten Sie sich aber erneut vom Arzt über alternative Behandlungsmöglichkeiten informieren. 

Manchmal treten Nebenwirkungen auf, vor allem Kopfschmerzen, die aber meist leicht sind und rasch wieder verschwinden. Wichtig ist, vor Beginn der Anwendung Herz und Kreislauf untersuchen zu lassen: Bei bestimmten Erkrankungen und zusammen mit bestimmten Medikamenten wie z.B. Nitraten können diese Mittel unter Umständen lebensgefährlich sein und dürfen nicht angewendet werden.

Besondere Vorsicht ist darüber hinausbei Medikamenten aus dem Internet geboten. Denn gerade bei Präparaten gegen Potenzstörungen ist die Gewinnspanne für Fälscher sehr hoch. Kaufen Sie deshalb zu Ihrer eigene Sicherheit nur in offiziell zugelassenen Apotheken ein, zum Beispiel in Ihrer Apotheke vor Ort – oder in einer zertifizierten Versandapotheke. Eine Liste sicherer Versandapotheken finden Sie beim Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information!

Lokale Therapie bei Erektionsstörungen

Bei ausbleibendem Erfolg oder Unzufriedenheit mit den bisher erläuterten Therapien kommen weitere Behandlungsalternativen in Betracht.

  • Bei der Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT) spritzt der Betroffene selbst kurz vor dem Geschlechtsverkehr einen Wirkstoff in den Schwellkörper, der die glatte Muskulatur im Schwellkörper erschlaffen lässt und so den Einstrom des Blutes in die Schwellkörper fördert. Dies ermöglicht vielen Männern eine Erektion, ohne dass es zu Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder ähnlichem kommt. Die Injektion erfordert aber anfangs Überwindung und eine gewisse Übung.

  • Eine andere Möglichkeit ist die Anwendung erektionsfördender Mittel über die Harnröhre. Die Wirkstoffe werden in Form von Harnröhrenstäbchen (Mediated Urethral System for erection, MUSE) mithilfe eines Applikators in die Harnröhre eingeführt, wo sie sich auflösen und den Wirkstoff Prostaglandin E1 freisetzen. Der Wirkmechanismus entspricht letztlich dem der SKAT-Behandlung, der Wirkstoff muss aber in einer höheren Dosierung gegeben werden, weil er nicht direkt in den Schwellkörper gespritzt wird.

Beide Lokalbehandlungen kommen auch für Männer in Frage, deren Leitungsbahnen vom Gehirn zum Penis geschädigt sind (z.B. durch eine Querschnittslähmung).

Vakuum-Erektionshilfen

Vakuumsysteme bestehen aus einem Hohlkörper, der relativ luftdicht über den Penis gestülpt wird. In ihm wird ein Unterdruck erzeugt, der zu einem Bluteinstrom in das Glied führt und so dem Penis hilft, die für den Geschlechtsverkehr notwendige Festigkeit anzunehmen. Ein Spannring an der Penisbasis verhindert anschließend, dass das Blut gleich wieder aus dem Penis herausströmt, wenn die Pumpe abgezogen wird. Akzeptieren beide Partner diese mechanische Methode, sind damit sieben von zehn Paaren zufrieden.

Schwellkörperimplantate

Wenn alle vorgestellten Behandlungsmöglichkeiten nicht wirksam sind oder aus medizinischen oder persönlichen Gründen nicht infrage kommen, kann ein Schwellkörperimplantat eine letzte Chance darstellen. Allerdings werden bei diesem Eingriff die eigenen Schwellkörper vollständig zerstört, sodass andere Behandlungsmöglichkeiten dann nicht mehr möglich sind. Das Einsetzen einer Schwellkörperprothese sollte daher nur als allerletztes Mittel zur Behandlung der erektilen Dysfunktion erwogen werden.